CLTs in informellen Siedlungen: Das Beispiel Rio de Janeiro
  • ©CatComm
  • ©CatComm
  • ©CatComm

In den letzten Jahren werden Community Land Trusts vermehrt auch als mögliches Eigentumsmodell für die informellen Siedlungen Lateinamerikas diskutiert. Richtungsweisend ist dabei der 2002 in Puerto Rico gegründete Caño Martín Peña CLT, der mit ca. 30.000 Menschen nicht nur der weltweit größte CLT ist, sondern auch der einzige, der das Modell erfolgreich auf die Probleme der Informalität angewandt hat. Daran knüpfen die derzeitigen Bestrebungen in Rio de Janeiro an. Dort hat sich 2018 ein Zusammenschluss aus Mitgliedern von über 40 Favela-Organisatoren und Expert*innen rund um die NGO Catalytic Communities gegründet, um für die dortigen Favelas ein Modell zu entwickeln, das eine Alternative zu den konventionellen Legalisierungsprogrammen der Regierung bietet.

In Rio leben ca. 1,5 Millionen Menschen in über 1.000 Favelas, z.T. schon seit Generationen. Über 90 Prozent der Häuser bestehen aus Ziegeln oder Beton. Viele befinden sich auf öffentlichem Land mit hohem spekulativem Potenzial. Die bisherigen, auf individuelle Eigentumstitel zielenden Legalisierungsmaßnahmen, so hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, führen jedoch oftmals zu Gentrifizierung und Verdrängung. Hier setzt das CLT-Modell an. Als Modell des kollektiven Eigentums an Boden und individuellem Eigentum an den Gebäuden garantiert es den Bewohner*innen der Favelas ein dauerhaftes Bleibe- und Wohnrecht und bietet Sicherheit vor Räumung ebenso wie vor Immobilienspekulation. Der CLT-Ansatz bejaht dabei die vorhandene Praxis der Selbstorganisation in den Favelas und baut auf den sozialen Eigenschaften und Dynamiken dieser Stadtteile auf. Er bewahrt die einzigartigen Eigenschaften einzelner Nachbarschaften und schafft durch seinen rechtlich anerkannten Status die Voraussetzung für weitere kulturelle Anerkennung und die Verbesserung der dortigen Lebens- und Versorgungssituation.

Best-Practice-Beispiel: Bereits heute leben weltweit zwischen einem Viertel und einem Drittel der Menschen in städtischen informellen Siedlungen. Die Tendenz ist steigend. Die Etablierung von CLTs als alternatives Eigentumsmodell in Rios Favelas könnte weltweit zum Vorbild für eines der drängendsten Probleme der Urbanisierung werden und wird auch bereits als richtungsweisende Möglichkeit in anderen Ländern mit informellen Siedlungen wahrgenommen.

www.catcomm.org